Eine kurze Einführung zum Thema "Women's Empowerment"

Eine kurze Einführung zum Thema

Der englische Begriff "Women's Empowerment" lässt sich mit "Frauenförderung" nur unzureichend ins Deutsche übersetzen.

Denn unter "Women's Empowerment" versteht man im Allgemeinen "einen Prozess, der Frauen die Kontrolle über die sie betreffenden strategischen Lebensentscheidungen und den Zugang zu den Möglichkeiten verschafft, die es ihnen erlauben, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen" (Chen und Tanaka 2014). Eine sehr treffende Definition, aber zugegebenermaßen ein bisschen sperrig. Wohl unter anderem deswegen hat sich auch im deutschsprachigen Umfeld der Begriff "Empowerment" mittlerweile als gängiger, positiv besetzter Begriff hierfür durchgesetzt. Eine Vielzahl von Institutionen, Organisationen und Regierungen haben ihn sich schon auf die Fahnen geschrieben (Papart, Rai und Staudt 2003, 3).

Papart, Rai und Staudt weisen allerdings darauf hin, dass die Definition des Begriffs aufgrund seiner weiten Verbreitung ungenau geworden ist. Organisationen und Institutionen passen die Definition von Empowerment so an, wie es ihren jeweiligen Zielen am besten dient. Damit schränken sie aber auch die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen zur tatsächlichen Frauenförderung ein. Deshalb ist es so wichtig, Empowerment von Frauen klar zu definieren und bei der Arbeit daran wirklich alle dafür relevanten Aspekte zu berücksichtigen.

Women's Empowerment darf dabei kein einzelner Punkt auf einer langen Liste von Dingen sein, die vermeintlich bis zu einem bestimmten Jahr erreicht werden müssen. Genauso wenig darf es zu einem weiteren unerreichbaren Ziel verkommen, für das Organisationen sich nur vorgeblich engagieren. Stattdessen müssen Frauen bei allen Maßnahmen, politischen Entscheidungen oder Initiativen, die in diesem Zusammenhang ergriffen werden, Schlüsselpositionen besetzen. Nur so kann wirklich Verständnis für die wahre Bedeutung von Empowerment vermittelt werden.

Papart, Rai und Staudt schlagen vier verschiedene Aspekte vor, die hinsichtlich Women's Empowerment zu berücksichtigen sind: (1) Empowerment sollte in globaler, nationaler und lokaler Hinsicht analysiert werden; (2) Macht an sich sollte nuancierter analysiert werden, da Empowerment "eher die Ausübung als den Besitz von Macht beinhaltet"; (3) der Empowerment-Prozess sollte "innerhalb der strukturellen Beschränkungen von Institutionen und diskursiven Praktiken" stattfinden; und (4) Empowerment sollte sowohl als Prozess als auch als Ergebnis betrachtet werden (Papart, Rai und Staudt 2003, 3-4). Um Frauen wirklich zu empowern, müssen wir also zunächst einmal unser Verständnis von Empowerment genauer hinterfragen und den Anwendungsbereich des Begriffs entsprechend ausweiten. Vor allem aber muss Empowerment als etwas Fließendes begriffen werden, da es sowohl einen Prozess als auch ein Ergebnis beinhaltet, das sich je nach Zeit und Ort verändert. Die Definition des Begriffs muss daher auch jeweils kontextspezifisch angepasst werden.

Die Wissenschaftlerin Naila Kabeer schlägt noch einen anderen Weg zu einem besseren Verständnis von Women's Empowerment vor. Ihrer Meinung nach lässt sich Empowerment besser mithilfe der Konzepte der Handlungsfähigkeit (die Prozesse der Entscheidungsfindung), der Ressourcen (das Medium, durch das die Handlungsfähigkeit ausgeübt wird) und der Ergebnisse (die Resultate der getroffenen Entscheidungen) definieren (Kabeer 2005, 14). Dabei gibt es drei Schlüsselressourcen, mit denen Geschlechtergerechtigkeit und Women's Empowerment erreicht werden können: Bildung, Beschäftigung und politische Beteiligung (Kabeer 2005, 13).

Kabeer stellt fest, dass "die sozialen Beziehungen, die den Zugang zu der betreffenden Ressource regeln" (Kabeer 2005, 13), entscheidend für den Erfolg und für bessere Lebensbedingungen von Frauen sind. Daraus folgert sie, dass sich Bemühungen um Women's Empowerment daher vor allem auch auf diese Beziehungen und nicht nur auf die Ressourcen an sich konzentrieren sollten. In der Praxis reicht es eben nicht aus, lediglich das Bildungssystem, die Beschäftigungsmöglichkeiten und die politische Beteiligung zu verbessern. Um echtes Women's Empowerment zu erreichen, muss das Problem an der Wurzel gepackt werden. Das bedeutet konkret: um Frauen wirklich zu empowern, müssen zunächst die sozialen Beziehungen verändert werden, die Frauen derzeit noch unterdrücken. Nur so werden Frauen dann tatsächlich handlungs- und entscheidungsfähig - beides wesentliche Voraussetzungen für echtes Women's Empowerment.


Quellenangaben:

Chen, Yin-Zu, and Hiromi Tanaka. 2014. “Women’s Empowerment.” In Encyclopedia of Quality of Life and Well-Being Research, edited by Alex C. Michalos, 7154–56. Dordrecht: Springer Netherlands.

Papart, Jane L., Shirin M. Rai, and Kathleen A. Staudt. 2003. “Rethinking Em(Power)Ment, Gender and Development: An Introduction.” In Rethinking Empowerment : Gender and Development in a Global/Local World, 3–21. Routledge.

Kabeer, Naila. 2005. “Gender Equality and Women’s Empowerment: A Critical Analysis of the Third Millennium Development Goal 1.” Gender & Development 13 (1): 13–24.